Anton Bruckners Eisstock entdeckt!

Der große oberösterreichische Komponist Anton Bruckner (1824-1896), dessen 200. Geburtstag heuer begangen wird, war oftmals in Kremsmünster zu Gast. Er stand in freundschaftlicher Beziehung zu einer Reihe von Patres, hatte geselligen Kontakt zu den Kremsmünsterer Gymnasiasten und verkehrte auch dann und wann im Markt Kremsmünster. Es ist überliefert, dass er sich, wenn er im Winter hier war, gerne beim Eisstockschießen mit den Konventmitgliedern und den Schülern des Obergymnasiums vergnügte.

Zur sportlichen Betätigung sind im Gymnasium nach wie vor Eisstöcke in Klassenstärke vorhanden. Als sich vor einigen Wochen der ohnehin sehr milde heurige Winter unweigerlich dem Ende zuneigte, räumte Sportkustos Prof. Klaus Pfeiffer die Eisstöcke wie vorgesehen wieder in ihr „Sommerquartier“. Dabei fielen ihm auf einem Stock die schon einigermaßen verblichenen Initialen „A. B.“ auf. Rückfragen bei pensionierten Sportkollegen führten zur Auskunft, es handle sich dabei höchstwahrscheinlich um den Eisstock von Abt Albert Bruckmayr, der von 1964 bis 1982 dem Kloster vorstand. Ältere Konventmitglieder, die befragt wurden, behaupteten allerdings übereinstimmend, dass Abt Albert nie bei einer Eisstockpartie dabei war.

Kollege Pfeiffer, der auch Biologie unterrichtet, wollte Genaueres wissen: Er brachte den Eisstock in die Sternwarte und ersuchte Direktor P. Amand Kraml um eine fundierte xylologische Untersuchung. Das Ergebnis liegt heute, am 1. April, vor: Der Birnbaum, aus dem der Eisstock gedrechselt wurde, war zwischen 1870 und 1880 gefällt worden, und die schon schwer lesbaren Buchstaben wurden im Zeitraum zwischen 1880 und 1890 eingebrannt!

Im Stift befindet sich demnach ein Klavier, auf dem der Meister gespielt und das er beim Komponieren verwendet hat – und wie es aussieht, auch der Eisstock, mit dem er auf dem Wassergraben sportlich aktiv war! Im Gymnasium freut man sich natürlich, diesen sehr speziellen Beitrag zum Bruckner-Gedenkjahr liefern zu können!

Wolfgang Leberbauer