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30. August 2024

Außen hui, innen pfui

Evangelienauslegung zum 22. Sonntag im Jahreskreis, 1. September 2024, verfasst von P. Daniel Sihorsch.

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus (Mk 7,1–8.14–15.21–23)

In jener Zeit versammelten sich die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren, bei Jesus. Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen. Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher mit einer Handvoll Wasser die Hände gewaschen haben; so halten sie an der Überlieferung der Alten fest. Auch wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen. Noch viele andere überlieferte Vorschriften halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen? Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesája hatte Recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte, wie geschrieben steht: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir. Vergeblich verehren sie mich; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen. Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen. Dann rief Jesus die Leute wieder zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage! Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut und Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein.

Außen hui, innen pfui

„Hast Du Dir die Hände gewaschen?“, rufen Mama oder Papa meist ihren Kindern vor dem Essen zu. Eine durchaus sinnvolle Anweisung, besonders wenn sie vom Spielen draußen kommen. Hygiene ist wichtig und muss gelehrt werden. Warum sträubt sich Jesus so gegen gängige Hygiene-Satzungen und nimmt seine Jünger in Schutz, weil diese sich vor dem Essen nicht die Hände gewaschen haben? All diese Vorschriften haben sich nach und nach von ihrem ersten Zweck der Sauberkeit und Hygiene abgelöst. Sie wurden mehr und mehr selbst zu einem Mittel der Gottesbegegnung. Allein die äußerliche Befolgung der Vorschriften mache rein – und nur so sei der Mensch fähig, Gott zu begegnen. Diese Gesinnung einer äußerlichen Erfüllungs-Religiosität kritisiert Jesus hart. Wo ist euer Herz? Ihr ehrt Gott nur mit den Lippen! Anderswo klagt er: Nicht jeder, der Herr, Herr sagt, wird in das Himmelreich kommen. (Vgl. Mt 7,21) Nicht äußerlicher Dreck macht den Menschen unrein, vielmehr sind es seine Taten – Jesus zählt einen Lasterkatalog auf –, die seine Gottes- und Menschenbeziehung massiv stören. Dafür ist jeder selbst verantwortlich – er kann sich nicht auf Äußeres ausreden und erst recht nicht damit freikaufen. Möge dein Herz rein, aufrichtig, ehrlich sein, dann spiegelt es sich in deinen äußeren Taten. Das ist wahre Begegnung mit Gott.

Verfasst von P. Daniel Sihorsch für Volksblatt online