Zum Hauptinhalt springen

Das Wichtigste in Kürze

Der Tassilokelch – oder nach der neueren Forschung Tassilo-Liutpirc-Kelch – ist der bedeutendste Kunstschatz des Stiftes Kremsmünster, von Bedeutung für unser Kloster und für Österreich. Er ist voller Rätsel und Details. Untersuchungen zwischen 2016 und 2019 haben viele neue Erkenntnisse zu Tage gefördert, die im neuem Buch "Der Tassilo-Liutpirc-Kelch im Stift Kremsmünster" veröffentlicht sind. 

2019 Schnell & Steiner Verlag, Regensburg ISBN 978-3-7954-3187-7

Stiftung des Kelches

Gestiftet wurde der Kelch laut Inschrift vom Bayernherzog Tassilo III. und seiner Frau Liutpirc; nach den Stiftern ist der Kelch benannt. Wann und wozu das Kunstwerk in Auftrag gegeben wurde, lässt sich nur erschließen. Liest man die Inschrift (Tassilo Dux Fortis – Liutpirc Virga Regalis) einmal anders, ergeben sich nicht nur die lateinische Zahl 781 – vermutlich das Jahr seiner Entstehung – sondern auch zwei Namen: Virgilius und Rodpergto (=Rupert), die auf Salzburg verweisen. Der prächtige Kelch ist wohl für die Liturgie im damals neu gebauten Salzburger Dom angefertigt worden.

Tassilo kam aus Bayern, seine Frau stammte aus Norditalien, Virgil war Ire; diese europäische Mischung spiegelt sich auch in den Verzierungen und Mustern am Kelch wieder. Norditalienische Handwerker haben ihn wahrscheinlich in Salzburg geschaffen, von wo er nach dem Sturz Tassilos im Jahr 788 nach Kremsmünster an der damaligen Ostgrenze des Reiches gelangt sein dürfte.

Was und wer ist abgebildet

Auf dem Kelch zu sehen sind neben vielen kleinen Details neun Medallions, vier am Fuß und fünf oben auf der sog. Cuppa. Dort findet sich der segnende Christus in der Mitte, umgeben von Propheten und den Symbolen der vier Evangelisten.

Unten am Fuß sind vier Heilige mit ihren abgekürzten Namen dargestellt. Wie diese Namen zu lesen sind, ist umstritten; nach aktuellem Stand sind es Johannes der Täufer, die Muttergottes und die Apostel Thomas und Petrus.

Hinter dem Schmuck steht ein theologisches Programm: Der thronende Christus als Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks (vgl. Psalm 110) in der Einheit seiner beiden Naturen, ganz Gott und ganz Mensch, und die Einheit von Altem und Neuem Testament.

Wird der Kelch noch verwendet?

Bis heute bewahren wir Mönche diesen Schatz, der uns mit unseren Anfängen verbindet. Wenn wir am 11. Dezember den Todestag unseres Stifters Tassilo begehen, nimmt der Kelch einen Ehrenplatz ein. Außerdem dient er nicht nur als Wahlurne bei der Abtwahl, sondern seit 1964 auch wieder als Messkelch, u.a. wenn der Papst in Österreich zu Gast ist. So haben Joahnnes Paul II. und Benedikt XVI. bei ihren Besuchen den Tassilo-Kelch verwendet.


Bilder spannender Details

Thomas-Medallion

Ausschnitt Nodus

Ausschnitt Nodus

Ausschnitt Christusmedaillon

Buchpräsentation Tassilo-Liutpirc Klech