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weinfässer in großem weinkeller
02. Juni 2021

Besuch der Domaine Leroy

P. Siegfried reiste nach Burgund zu Madame Lalou Bize-Leroy, eine der bedeutendsten Winzerinnen, die ihren Betrieb biodynamisch bewirtschaftet.

Die 89-Jährige ist eine sehr beeindruckende Frau, die für den Weinbau in Burgund richtunggebend war und ist. Madame Leroy besaß Anfang der 1990er Jahre noch Anteile an Romanée-Conti, der weltweiten Oberklasse. Mit ca. 60 Jahren verkaufte sie ihren Anteil und kaufte selber Weingärten zu, die sie allesamt sofort auf biodynamische Bewirtschaftung umstellte.

weinreise burgund madame leroy

„Madame Lalou Bize-Leroy ist eine kompromisslose Vertreterin des Biodynamischen Weinbaus, was unter anderem die Vermeidung von chemischen Mitteln für die Düngung und Schädlings-Bekämpfung sowie die konsequente Beachtung der Mondphasen bei allen Arbeiten im Weinberg bedeutet.“ (Quelle Wikipedia)

Gemeinsam mit Sommelier Karl Lettner reiste P. Siegfried nach Vosne Romanée, der berühmteste Ort der Côtes de Nuits, wo sich der Weinbaubetrieb von Madame Leroy befindet. Die beiden wurden dort von ihr und ihren zwei Hunden herzlich empfangen. Bei der Besichtigung erzählte sie von ihrem wertvollen Wissen über nachhaltigen Weinbau.

Kellermeister P. Siegfried berichtet:

Bei der Führung mit Madame Leroy und ihrem Sekretär, der übersetzte, kamen wir zunächst zur Abfüllanlage und zum Sortiertisch. Dort herrscht höchste Sorgfalt und Madame Leroy erklärte: „Beim Sortiertisch sind ebenso viele Personen beschäftigt wie beim Leseteam im Weingarten.“ Das nahe gelegene Kräuterlager, wohin wir als nächstes kamen, war unüberriechbar. Dort lagern in großen Mengen etwa 20 verschiedene getrocknete Heilkräuter.

Der Einsatz von speziellem Kompost und Kräutertees hilft ihr, fast vollständig auf Kupfer und Schwefel im Weinbau zu verzichten. Ebenso ist eine zeitgenaue Bearbeitung nach dem Aussaat-Kalender wichtig – sie allein bestimmt, wann welche Kräutertees (kalt oder warm angesetzt) in welchem Weingarten ausgebracht werden. Im Kräuterlager vermisste ich Brennessel. Doch Madame Leroy beruhigte, denn Brennnesseltee macht sie mit frischen Pflanzen.

Meine Sorge ist, dass ihr Wissen verloren gehen könnte, da es über ihre Erfahrungen im Einsatz der Kräuter keine Aufzeichnungen gibt. Wir notierten daher fleißig.

Beeindruckend war der Besuch ihrer Weinkeller mit den Tonneaus (so nennt man die Fässer in Burgund), die nach einmaliger Verwendung verkauft werden. Ich glaube, dass sie die Fässer teurer verkaufen kann, als sie sie einkauft, sind sie doch fix mit Laser beschriftet mit Leroy 2020 und Richebourg, Romanée-Saint-Vivant, Clos de Vougeot, Musigny, Clos de la Roche, Latricières-Chambertin, Chambertin – das sind klingende Namen!

weinreise burgund p. siegfried 2

Ein Höhepunkt war die Verkostung im Weinkeller – wir durften so ziemlich ALLE probieren! Die Weine kennzeichnen eine dichte (ziemlich dunkle – ca. 30 Wochen im Gärständer) Frucht, feine Würze, mineralische Töne, teilweise sehr dunkle, manchmal strahlend – und immer wieder eine unfassbar knackige und kräftige Frucht, manchmal ganz klar nach Kirsche, manchmal ein intensiver Fruchtkorb. Unmöglich, sich dabei einen „Besten“ auszuwählen. Ich muss aber sagen, Richebourg ist ganz vorn dabei – unglückseligerweise werde ich mir nie in meinem Leben eine solche Flasche leisten können!

Beim Gespräch in ihrem Büro erklärte sie, dass sie bei den Rebstöcken eine höhere Laubwand stehen lässt, denn sie zu kürzen, bedeutet Stress für die Pflanzen. Sie rodet auch nie einen Weingarten insgesamt, sondern ersetzt immer nur die ausgefallenen Rebstöcke durch neue aus der eigenen Selektion.

Sie interessierte sich natürlich auch für unser Weingut; ich habe ihr zwei Flaschen vom Riesling – Steiner Hund und Schütt – mitgebracht und sie schien echte Freude damit zu haben.

Unser abschließender Riedenspaziergang war zwar durch leichten Regen etwas getrübt, dafür aber mit klingenden Namen erhellt. Es war ein ergreifendes Erlebnis in einer der berühmtesten Weinlagen zu stehen und mit dieser beeindruckenden Frau zu sprechen!

P. Siegfried