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08. März 2022

Ein Labyrinth - Aufbruch zur Mitte

Die Katholische Jugend des Dekanates Kremsmünster hat im Prälatenhof ein großes Labyrinth gelegt. Bis Ostern ist es für alle zugänglich und begehbar.

Ein Labyrinth ist kein Irrgarten, oft werden die beiden verwechselt.
Der Irrgarten hat Sackgassen, das Labyrinth hat nur einen einzigen Weg, der unweigerlich in die Mitte führt, wenn auch nicht direkt, sondern über Wendungen, Umkehrungen erreicht man den Mittelpunkt. Und genau den gleichen Weg geht man zurück, wieder zum Ausgang des Labyrinthes.

Das Labyrinth stellt nicht die Frage:
Gehst du richtig?
Das Labyrinth stellt die Frage:
Gehst du?
(Gernot Candolini)

Das Zweite Vatikanische Konzil hat das Wort geprägt: "Das Volk Gottes unterwegs". Der Weg der Kirche und jeder einzelnen Christin, jedes einzelnen Christen ist ein Pilgerweg. Auf diesem Weg geschehen die Begegnungen mit Gott. Auf diesem Weg sind die ChristInnen aufgerufen, Zeugen der frohen Botschaft zu sein und zu werden.
Diesen Pilgerweg sinnenhaft zu erspüren eignet sich nichts besser als ein Labyrinth, was auch die Gläubigen während des Mittelalters in den gotischen Kathedralen schon erfahren haben mögen.

Die Katholische Jugend des Dekanates Kremsmünster hat im Prälatenhof ein großes  Labyrinth gelegt. Dieses Labyrinth aus ca. 1000 Ziegelsteinen ist dem Labyrinth von Chartres nachgebaut und hat sieben Umgänge. Wir laden dazu ein, das Labyrinth als meditativen Weg zu gehen. Das Labyrinth bleibt bis Ostern im Prälatenhof für alle zugänglich.

„Der Weg zur Mitte des Labyrinths ist lang. Selbst wenn es sich nur um ein kleines Labyrinth handelt, dauert es immer unerwartet lange, bis man die Mitte erreicht. Jeder macht diese Erfahrung: Etwas scheint direkt vor einem zu liegen, aber es zu erreichen, dauert lange. Man sieht das Ziel, aber man sieht die Wendungen nicht. Das Labyrinth legt uns dazu eine einfache Lebensweisheit ins Herz. Wenn du das Ziel wirklich erreichen willst, lass dich nicht von den Wendungen dorthin beirren und gib nicht zu früh auf. Alles, was kostbar ist, braucht auch seine Zeit. Erschrecke nicht vor den Wendungen und erstarre nicht in ihnen, denn sonst kommst du nicht weiter.
Jede Wendung ist immer ein notwendiger Teil des Weges, der umschritten werden muss, um in der fortlaufenden Bahn zu bleiben. Wir alle schätzen die gerade Bahn, auf der alles so bleibt, wie es war. Aber das Leben ist anders, es wendet sich und es wendet uns.“ (Gernot Candolini)

„Die Faszination liegt darin, dass das Labyrinth das Leben abbildet“, sagt Gernot Candolini. Seit 20 Jahren beschäftigt sich der in Innsbruck lebende Lehrer und Designer von Labyrinthen mit diesem Symbol: „Während wir auf dem Weg sind, verlieren wir oft leicht den Überblick. Erst aus der Distanz betrachtet verstehen wir den verschlungenen Weg und merken, dass er wunderschön ist.“

Fragen im Labyrinth
Was ist mir wirklich wichtig?
Was will ich erreichen?  
Was will ich tun?
Was ist mein nächstes Ziel?
Wohin will ich gelangen?
Mit wem will ich gehen?
Was will ich lassen?
Was kann ich getrost loslassen?
Wen lasse ich in Frieden ziehen?
Was brauche ich nicht mehr?
Auf wen höre ich?
Wem kann ich vertrauen?
Wofür möchte ich danken?
Wen möchte ich segnen?
(Gernot Candolini)

Buchtipp: Gernot Candolini, Labyrinth: Inspiration zur Lebensreise, Herder Verlag.

P. Josef Stelzer