23. Juli 2023
„Vom Mönchsvater Antonius wird berichtet, dass er inmitten seiner Mönchsgemeinde am Rand der oberägyptischen Wüste lebte.
Einmal hatte er seine Mönche um sich gesammelt, nicht zum Gebet, nicht zum Gottesdienst, sondern einfach zum geselligen Beisammensein. Da kam ein Jäger vorbei und wunderte sich: „Da sieht man es wieder einmal! Typisch! Faul herumstehen und nicht arbeiten!“
Antonius kommt mit ihm ins Gespräch und fordert ihn auf: „Spann deinen Bogen!“ Der Jäger tut es. „Viel zu wenig, noch mehr spannen!“ ruft ihm Antonius zu. Der Jäger gehorcht. „Immer noch nicht genug! Noch kräftiger anspannen!“, befiehlt Antonius weiter. Doch diesmal macht das der Jäger nicht, sondern sagt: „Wenn ich ihn noch mehr anspanne, dann zerbricht er mir!“ „Aha“, antwortet der Mönchsvater, „schau, Jäger, genauso ist es mit dem Menschen! Wenn er seine Kräfte übermäßig anspannt, dann zerbricht er. Er muss entspannen, um anspannen zu können!“ Nachdenklich zieht der Jäger davon.“
Wir wünschen Freiräume, die es ermöglichen, den Bogen wieder zu entspannen. Die Seele baumeln zu lassen, ohne schlechtes Gewissen und das zu tun, was Freude macht.