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Stift Kremsmünster Heiliges Grab
10. April 2020

Wie geht das Sterben?

Gedanken von P. Alois zum Karfreitag.

Ich war noch keine sieben Jahre alt! Es war der Allerseelentag 1957. Da bin ich sehr früh geweckt worden. Der Großvater lag im Sterben. Er kämpfte hörbar um Luft. Mein Vater stand ihm zur Seite. Die Großfamilie war um das Sterbebett versammelt und betete laut den Rosenkranz. Um 8.30 Uhr sagte auf einmal die Oma zu mir: „Jetzt ist der Opa gestorben!“ Ich fragte sie: „Wie geht das Sterben?“ Das Gebet verstummte und alle weinten. Wenige Minuten später wurde das Gebet fortgesetzt.

„Oma, wie geht das Sterben?“ diese Frage beschäftigt mich zum Schreiben dieser Gedanken. Mit dieser Frage bin ich an die Leidensgeschichte aus dem heiligen Evangelium nach Johannes (Joh 18,1-19,42) herangegangen. Wie hat uns Johannes das Sterben Jesu aufgeschrieben? Die Leidensgeschichte nach Johannes wird am Karfreitag verkündet. Ich habe hier bei Johannes drei von den sieben Worten Jesu gefunden.

Jesus am Kreuz hängend auf Golgota spricht zu seiner Mutter und zum Lieblingsjünger Johannes: „Frau, siehe, dein Sohn!“ und zum Jünger sagte Jesus: „Siehe, deine Mutter!“ (vgl. Joh 19,26 f.). Der sterbende Jesus sorgt sich hier um seine liebsten Menschen. Er möchte, dass sich jemand um seine Mutter Maria umschaut. Er möchte auch, dass sein jüngster Apostel und sein Lieblingsjünger nicht alleine sind. Wie Mutter und Sohn werden sie für einander sein.

Jesus sagt: „Mich dürstet.“ (Joh 19,29). Wenn wir bei Leidenden und Sterbenden sind, wird uns dieses Wort, solange die Kranken noch bei Bewusstsein sind, nicht unbekannt sein. Es ist etwas vom Letzten, was wir einem Sterbenden noch Gutes tun können. Jesus aber wird hier noch einmal Leid zugefügt. Man reicht ihm Essig!

Darauf folgt das Wort Jesu: „Es ist vollbracht.“ Und er neigte das Haupt und übergab den Geist. (Joh 19,30). Ohne Aufsehen ist Jesus nach dem Evangelisten Johannes gestorben.

Noch einmal die Frage: „Wie geht sterben?“ Die Antwort: „Beziehungen regeln, Wünsche äußern und sich ergeben!“

P. Alois Mühlbachler