Musikalischer Jahresrückblick
Zum Fest der Hl. Cäcilia ein Rückblick über die feierliche Kirchenmusik, die jeden Sonn- und Feiertag beim Hochamt in der Stiftskirche erklingt.
Heuer wurde nach Ostern mit der Innenrestaurierung der Stiftskirche begonnen. Zeitgerecht zum Jubiläum im Jahr 2027 sollten die Arbeiten fertig sein. Bis jetzt verläuft alles nach Plan, wenn auch immer wieder Überraschungen auftauchen, die nach einer Lösung verlangen. Fünf Viertel Jahrtausend seit der Gründung durch Herzog Tassilo sind eine bedenkenswerte Zeit, auf die wir alle dankbar zurückblicken und deswegen auch mit Zuversicht in die Zukunft schauen. Für jedes dieser 1250 Jahre könnte auch ein musikalischer Jahresrückblick verfasst worden sein. Was würde dort zu lesen sein, wieviel Musik ist an den letzten 65.000 Sonntagen er- und verklungen? Es ist ein langer Weg vom einstimmigen Choralgesang bis hin zu den festlichen Klängen einer Theresienmesse. Zahlreiche Kompositionen wurden speziell für diese Stiftskirche geschaffen, inspiriert von der Schönheit dieses Bauwerks. Wie viele Orgeln wurden im Lauf der Jahrhunderte errichtet, von denen heute nichts mehr übrig ist? Es gehört zum Wesen der Musik, dass sie unsichtbar ist. Wir wissen immer noch wenig über ihre Herkunft und haben den Eindruck, dass sie uns entschwindet. Aber sie prägt sich tief in die Herzen jener Menschen ein, die sie hören und die sie zum Klingen bringen. Auf diese Weise gelangt sie in eine Schatzkammer, wo sie für ewig aufbewahrt sein wird, ohne dass ihr Vernichtung droht. An diesem geheimnisvollen Prozess der „Verewigung“ von Musik dürfen wir wöchentlich teilnehmen. Altbekanntes und auch Neues kommt für wenige Stunden zum Vorschein, um uns Menschen mit dieser Kraft zu durchdringen und uns dann wieder in die Woche zu entlassen. Das eigentliche Subjekt ist sie selbst, die Musik. Wir sind von ihr in Beschlag genommen und sind Antwortende auf zum Teil große Herausforderungen.
Wie oft im Leben, ist auch hier die Routine ein großes Kapital. Die kurzzeitige Übersiedlung in neue Räume wie die Akademische Kapelle und das Südschiff der Stiftskirche – von Abt Ambros liebevoll „Notkirche“ genannt – konnten wir gut meistern, wenn auch mit Einschränkungen zu rechnen war. Die kostspielige Errichtung der hölzernen Trennwand hat sich bewährt, denn wo sonst sollte würdig Liturgie gefeiert werden?
Während der Woche sind vor allem die Arbeitsgeräusche der Restauratoren zu hören, aber am Sonntag ertönt – ebenfalls zu Ehre Gottes – die Kirchenmusik. 18 Mal stand für die Messe der Name Mozart am Programm, 10 Mal Haydn und 3 Mal Schubert. Dazwischen finden sich unsere Hauskomponisten Friedrich Kramel, P. Georg Pasterwiz, P. Altman Kellner und allgemein bekanntere Kleinmeister. Aufgrund der äußeren Umstände und der Coronafolgen haben wir in letzter Zeit nur wenige Werke neu einstudiert, auch um den Altbestand nicht allzu sehr zu vernachlässigen. Aber es warten noch viele interessante Werke auf ihre zweite Geburt und das Interesse dafür ist glücklicherweise vorhanden.
Für jeden Sänger und Musiker aus Nah und Fern sind wir gegenseitig dankbar, denn nur durch großes Engagement kann ein so kostbares Gut, wie es ein Musikensemble ist, leben und weiterleben. Möge die Macht der Musik in einer technisierten Welt unsere Herzen weiterhin beflügeln und uns einen sinnerfüllten Weg weisen.
P. Altman, Regens chori