Diskret - hilfreich - mutig
Impuls zum Hochfest des heiligen Josef, das wir am 19. März begehen.
Wenn berühmte Persönlichkeiten Geburtstag oder ein anderes Jubiläum feiern, ist es üblich, ein Gratulationsbuch aufzulegen. In dieses tragen sich die Gäste ein mit ihren guten Wünschen für den Jubilar und heben das hervor, was sie an der betreffenden Person schätzen oder was ihnen an ihr lobenswert erscheint.
Am 19. März feiern wir den hl. Josef. Ich möchte heute für ihn gleichsam ein Gratulationsbuch auflegen und die Frage stellen: Was scheint an Josef lobenswert? Was schätzen wir an ihm? Was gilt es aus seinem Leben hervorzuheben?
1. Die Diskretion
Als erstes würde ich in unser Gratulationsbuch einschreiben: "Josef, von deiner Diskretion bin ich sehr beeindruckt."
Es muss für Josef doch eine prekäre Situation gewesen sein, sich vor die Frage gestellt zu wissen: Soll ich Maria zur Frau nehmen, obwohl sie ein Kind erwartet? Oder soll ich Maria wegschicken, mich von ihr trennen, damit sie nicht als Ehebrecherin gilt?
Josef ist sich bewusst, dass von seinem Verhalten das Schicksal Marias abhängt. Und er entscheidet sich zunächst für den diskreten Weg, nämlich, „sich in aller Stille von ihr zu trennen.“ Josef wollte Maria nicht bloßstellen. Seine diskrete Wesensart sei auch uns Vorbild.
2. Die schweigende Hilfe
Das Zweite, das ich in unser Gratulationsbuch schreiben möchte, ist: "Josef, ich bewundere deine schweigende Hilfe."
Im Traum erfährt Josef seinen Auftrag: „Fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen, denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.“ Gott spricht im Traum zu Josef. Ein Traum ist ja immer etwas Vieldeutiges, auch etwas Vages. Doch Josef hört in sich hinein. Er fragte sich nach dem Sinn dieses verhaltenen Sprechen Gottes. Weder setzt er den Traum absolut, noch verwirft er ihn einfach. Er geht davon aus, dass Gott von seinem Leben etwas Wichtiges erwartet, dass Gott ihn in Pflicht nehmen will. So sendet er nicht in einer ersten Gemütswallung Maria weg. Vielmehr übernimmt er Verantwortung für dieses besondere Familiengebilde. Damit trägt er Gottes besonderes Handeln mit.
Doch ist der Familie keine Ruhe gegönnt. Nach der schwierigen Reise von Nazareth nach Bethlehem und zurück spricht Gott zu Josef ein zweites Mal: „Nimm deine Frau und das Kind und flieh nach Ägypten.“ Josef leitet und führt die ihm Anvertrauten. Er hört in sich hinein und erfährt so die Weisung Gottes. Er ist nicht ein Mann der großen Worte. Er ist der Heilige der schweigenden Hilfe.
Von ihm können auch wir lernen, nach Innen hineinzuhören, auf das verhaltene Sprechen Gottes zu achten. Gott spricht auch in unserer Zeit.
3. Der Mut zum Aufbruch
Und noch einen dritten Wesenszug möchte ich in unser Gratulationsbuch schreiben: "Josef, du hattest Mut zum Aufbruch!"
Wir können davon ausgehen, dass sich der junge Zimmermann Josef sein Leben anders vorgestellt hatte, als es dann wirklich kam. Vielleicht hatte er den Traum von einer ganz normalen Ehe und Familie. Doch der Wille Gottes stimmt ihn um. Dessen Weisung hält ihn an, etwas ganz Besonders und Außergewöhnliches zu tun, etwas aber, das sich für die Heilsgeschichte als notwendig erweist.
Und dies sagt uns die Botschaft aus seinem Leben. Wer sein Leben aus dem Glauben heraus versteht, der darf nicht damit rechnen, für alle Zeiten abgesichert zu sein. Gerade auch für Glaubende gibt es neue Wendungen. Ein gläubiges Leben verläuft nicht immer absolut geradlinig. Immer wieder gibt es Situationen, die neue Entscheidungen verlangen; Zeiten, in denen wir spüren: Gott rechnet anders mit mir, als ich es vorhergedacht hatte.
Auf Gott hören heißt, immer einen neuen Anfang wagen. Josef folgte seinem Gewissen und blickte in die Zukunft.
Das ist mein Eintrag in das Gratulationsbuch für den hl. Josef:
Josef, von deiner Diskretion bin ich sehr beeindruckt. Josef, ich bewundere deine schweigende Hilfsbereitschaft. Josef, du hattest Mut zum Aufbruch.
Vielleicht kannst du unter meinen Eintrag deine Unterschrift setzen oder vielleicht ist dir noch manches andere eingefallen, das du ganz persönlich in das Gratulationsbuch einschreiben würdest. Unter all unsere Einträge sei aber der Wunsch gesetzt: Heiliger Josef, bitte für uns!
P. Josef Stelzer