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18. März 2021

Ordensleben von der Innenseite kennenlernen

Unsere Novizen, Frater Konrad und Frater Elija erzählen von ihrer Zeit im Kloster vor ihrem Eintritt.

Lebenszeit teilen ▪ voneinander lernen ▪ im Glauben wachsen

Klosterzeit – Freiwilliges Ordensjahr – experimentum monasticum

… nennen sich die Möglichkeiten, aber alle deuten in die eine Richtung: dabei sein, sich für andere engagieren, sich ausprobieren, Neues wagen, Entdeckungen fürs Leben machen. Und das alles nicht auf Lebenszeit, sondern befristet für mindestens drei Monate, maximal ein Jahr (siehe die Links unten).

Auch unser Kloster bietet die Möglichkeit, mitzuleben, mitzubeten, mitzuarbeiten und mitzulernen. Unsere jetzigen Novizen Frater Konrad und Frater Elija haben sich auf eine solche Zeit bei uns eingelassen. Im Interview für den Newsletter Tassilo-Bote (TBo) erzählen sie über ihre Erfahrungen und Eindrücke.

TBo: Fr. Konrad (K) | Fr. Elija (E), zunächst bitte ein paar Worte zu deiner Person:

  • K: Ich, Fr. Konrad, bin 26 Jahre alt und komme aus Tollet bei Grieskirchen
  • stift kremsmuenster fr elija3E: Mein Name ist Fr. Elija, bin 27 Jahre alt und seit dem Kindergarten bereits in Kremsmünster wohnhaft. Nach der Matura und dem Zivildienst habe ich Wirtschaftsinformatik in Linz studiert und nach dem Abschluss mich für eine Auszeit entschlossen, welche ich auch im Benediktinerkloster Kremsmünster verbringen durfte.

TBo: Erzähl gleich am Anfang, wie ist es zu dieser freiwilligen Klosterzeit gekommen?

  • K: Ich habe das Stift Kremsmünster durch die Veranstaltung „Treffpunkt Benedikt“, eine Jugendveranstaltung des Klosters, schon vor einigen Jahren kennengelernt. Da habe ich von der Möglichkeit des Mitlebens gehört. Ich habe davor schon über eine Auszeit nachgedacht. Das Kloster ist mir aber irgendwie nicht aus dem Kopf gegangen. Nach einer Probewoche habe ich mich dann für das „Freiwillige Ordensjahr“ entschieden. Das ist eine Initiative der Ordensgemeinschaften Österreichs und wird von Sr. Ruth Pucher MC begleitet.
  • E: Nach meinem Bachelor-Abschluss 2016 fing ich an zu arbeiten und habe nebenbei mein Master-Studium fortgesetzt. Diese Zeit bis zum Master-Abschluss war sehr fordernd und somit habe ich mir vorgenommen, nach meinem Abschluss eine Auszeit zu machen. Da ich praktizierender Katholik bin und es mich fasziniert, dass es auch heute Menschen gibt, die Gott nichts vorenthalten wollen, habe ich mich für eine Auszeit in einem Kloster („experimentum monasticum“) entschieden. Außerdem wollte ich meinen weiteren Lebensweg nochmals durchdenken, also wo es nach dem Abschluss nun hingehen, bzw. weitergehen soll.

TBo: Wie war diese Zeit im frw. Ordensjahr strukturiert? Hast du bei allen Gebetszeiten teilnehmen müssen? Welche Arbeiten hast du verrichtet? Hast du genügend Freiraum gehabt? Was war für dich etwas ganz Neues?

stift kremsmuenster freiwilliges ordensjahr

  • K: Nein, ich habe nicht bei allen Gebetszeiten dabei sein müssen. Ich habe aber schon die meiste Zeit teilgenommen, weil ich gemerkt habe, dass es mich bereichert.
    Ich habe entweder in der Küche, Weinkellerei, Gärtnerei oder bei den Hausmeistern mitgearbeitet. Die verschiedenen Mitarbeiter kennenzulernen war sehr interessant.
    (Bild: Fr. Konrad bei der Mitarbeit in der Stiftsgärtnerei)
  • E: Grundsätzlich haben wir uns zu Beginn meiner Zeit im Kloster geeinigt, an zumindest einer Gebetszeit im Kloster teilzunehmen, wobei ich von den vier verschiedenen Zeiten frei wählen konnte. An den gemeinsamen Mahlzeiten mit den Mitbrüdern durfte ich ebenso teilnehmen. Von den Arbeiten sind verschiedene Dinge auf mich zugekommen; so durfte ich in der Weinkellerei beim Etikettieren der Flaschen helfen, in der Gärtnerei unterschiedliche Aufgaben erledigen oder auch für die Mahlzeiten aufdecken und den Tischdienst übernehmen. Selbstverständlich hat man aber in der Planung der verschiedenen Arbeiten, und unter Rücksichtnahme der verschiedenen Gebetszeiten – darauf geachtet, dass auch genügend Freizeit bleibt.

TBo:   Was war für dich „das Benediktinische“ in diesen Monaten?

  • K: Die fixen Punkte jeden Tag: Gebet, Arbeit, Zeit zum Lesen und Freizeit.
  • E: Vor allem die gemeinsamen Gebetszeiten, also das gemeinsame Gebet der Mönche, welches in das gemeinsame Gebet der ganzen Kirche im Stundengebet einstimmt. Auch die Möglichkeit sich in die Stille zurückzuziehen.

TBo:   Wenn du zurückschaust auf dieses Jahr: Wie war das für dich? Was war der „Mehrwert“ dieser Zeit? Welche neue Erfahrungen hast du gemacht?

  • K: Die gemeinsamen „Unterrichtsstunden“ mit den anderen (Novize, Kleriker, Gäste) waren sehr bereichernd. Durch die Mitarbeit in den verschiedenen Betrieben habe ich viele Einblicke erhalten. Im freiwilligen Ordensjahr habe ich auch an gemeinsamen Wochenenden teilgenommen. Sie dienen der Reflexion und dem Austausch mit anderen Ordensjahr-Teilnehmenden.
    Ich habe auch gemerkt das viele Vorurteile über das Klosterleben gar nicht stimmen. Dabei musste ich einige meiner Meinungen loslassen und wagen, mich auf Neues einzulassen. Ich habe einfach gemerkt, dass diese Lebensform doch schon über Jahrhunderte erprobt ist. - Und dass das Kloster weder der Himmel noch die Hölle ist, wie manche Menschen meinen. Es sind einfach normale Menschen die zu einer besonderen Berufung von Gott ja gesagt haben und das jeden Tag neu tun. Und so für Gott und die Menschen voll und ganz da sind.
    stift kremsmuenster ein jahr fuer gottIch möchte auch das Vorurteil entkräften, das man danach sowieso automatisch ins Kloster eintreten muss. Wie es danach weitergeht, steht einem vollkommen offen. Ein gutes Beispiel ist dazu Michael König (s. Bild). Er hat 2016/17 das freiwillige Ordensjahr gemacht. Er ist danach nicht eingetreten und hat jetzt bereits geheiratet. (Anm.: siehe Link ganz unten)
    Insgesamt möchte ich das freiwillige Ordensjahr für eine Auszeit sehr empfehlen. Man lernt einerseits sich selbst mit seinen eigenen Talenten und Fähigkeiten kennen und andererseits lernt man auch Gott und die Kirche neu kennen.
  • E: Es tat gut sich die Lebensform eines Klosters näher anzusehen; es ist nicht alles rosig und nicht immer nur schön – so wie in jeder menschlichen Gemeinschaft – auch nicht in einer die dem Evangelium entschiedener nachfolgen möchte. Dennoch sind alle Mitglieder dieser Gemeinschaft berufen in Liebe und Geduld einander zu dienen – ebenso den Menschen, welche sich dem Kloster anvertrauen. Diese Beobachtung war für mich definitiv ein „Mehrwert“. Ebenso die Frage nach der eigenen Berufung, ob ich ebenso in eine engere Nachfolge Jesu Christi berufen bin oder nicht, stellte sich konkreter durch diese Zeit im Kloster.

TBo:   Wie hast du die Gemeinschaft erlebt? Wovon warst du überrascht?

  • K: Die Gemeinschaft habe ich als sehr positiv erlebt. Das gute Miteinander der verschiedenen Charaktere hat mich doch sehr beeindruckt. Dabei habe ich gemerkt, da muss wirklich Gott ‚dahinterstecken‘.
  • E: Die Gemeinschaft habe ich als sehr vielseitig erlebt. Zum einen ist man ein Benediktiner-Mönch und zum anderen sind viele Mitbrüder auch Pfarrer, also auch viel außerhalb des Klosters unterwegs. Dies weckt manchmal den Anschein, dass nur die „Pfarrer-in-Rente“ sich im Kloster befinden würden und das Chorgebet pflegen. Diese Entwicklung ist zweifelsohne historisch bedingt und es bleibt offen wie es sich in Zukunft entwickeln wird. Durchaus positiv finde ich den Umgang mit den Mitbrüdern, auch wenn man in manchen Dingen nicht derselben Meinung ist.

TBo:   Du hast in dieser Zeit eine Entscheidung getroffen, nämlich in unsere Klostergemeinschaft einzutreten. War das ein „nahtloser Übergang“ oder ist das Noviziat doch etwas ganz Anderes?

  • K: Ja, es ist schon ein Unterschied. Wenn man Novize ist, dann ist man schon ein verbindliches Mitglied, allein schon durch die Ordenskleidung sichtbar.
  • E: Ja, das Noviziat ist wesentlich konkreter. Man bittet die Gemeinschaft um Aufnahme und möchte die eigene Berufung zum Mönchsleben prüfen – auch die Gemeinschaft erklärt sich bereit diese zu prüfen. Wo die Auszeit eben nur eine Auszeit für mich war, ist das Noviziat in seinem Wesen und von der Qualität her anders. Von den Aufgaben ist manches mehr dazugekommen und nun darf ich auch an allen Gebetszeiten teilnehmen, nicht nur an wahlweise einer. Ein wenig musste ich mich auch an die neue „Kloster-Uniform“, den Habit, gewöhnen.

TBo: Fr. Konrad und Fr. Elija, herzlichen Dank für die Bereitschaft zu diesem Interview.

Das Interview führte P. Josef Stelzer.

Weitere Informationen über Möglichkeiten des Mitlebens im Kloster

Freiwilliges Ordensjahr: www.ordensgemeinschaften.at

Klosterzeit - ein Projekt, dem sich das Stift Kremsmünster anschlossen hat: Idee des Projekts Klosterzeit

 „experimentum monasticum“: Gast-Sein im Kloster (stift-kremsmuenster.at)

„Ein Jahr für Gott“ verbrachte Michael König in unserer Gemeinschaft. Über seine ursprünglichen Erwartungen, den Einblicken ins Klosterleben und davon, was er für sein weiteres Leben mitnimmt spricht er in einem Beitrag der Zeitschrift „Erbe und Auftrag.