Sein Tod durchkreuzt ihr Leben
Gedanken und Meditation zur Pietà.
Was muss das für ein Schmerz sein! Beim Anblick dieser Pietà fallen einem Bilder aus Kriegs- und Katastrophengebieten ein: Mütter, die um ihre toten Kinder weinen. Eng umschlungen. Den Kopf des toten Sohnes mit beiden Händen hochgehalten. Kopf an Kopf, Mund an Mund. Ein Drama ohne Worte.
Die Szene der trauernden Maria, die ihren toten Sohn auf dem Schoß hält - sie wird „Pieta“ genannt -, ist nicht biblischen Ursprungs, sondern beruht auf der religiösen Dichtung des 12./13. Jahrhunderts. Das Motiv gibt die vielleicht tiefsten Abschiedsschmerzen, den Verlust eines Kindes, wider und wurde vielen Menschen zum Spiegel eigener Trauererfahrungen.
Die abgebildete Pieta befindet sich in der Marienkapelle der Stiftskirche. Sie entstand im ersten Viertel des 17. Jh. im Umkreis von Hans Spindler und wurde um 1750 überabeitet.
Zu einer Pieta hat Herbert Jung folgende Meditation geschrieben:
Pietà
Sag,
wie viele Tränen
flossen herab,
als Platz
in der Herberge
nicht war –
dein Bauch
schon voller Leben.
Sag,
wie viele Tränen
flossen herab,
als Kind
bei den Verwandten
nicht war –
Unruh’
den Schlaf dir geraubt.
Sag,
wie viele Tränen
flossen herab,
als Rettung
vorm Tod
am Kreuze
nicht war –
keiner hielt fest
der Mörder Hand.
Sag,
wie viele Tränen
flossen herab,
als morgens
sein Grab
verschlossen
nicht war –
lebend
erschien er
am See.