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22. Dezember 2024

Jesus löst sich von seiner Familie und gründet die „Familie Gottes“

Evangelienauslegung zum Fest der Heiligen Familie - Sonntag, 29. Dezember 2024 - verfasst von Subprior P. Ernst Bamminger.

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas (Lk 2, 41-52)

Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem. Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach. Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der Knabe Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten. Sie meinten, er sei in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten nach ihm. Da geschah es, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten. Als seine Eltern ihn sahen, waren sie voll Staunen und seine Mutter sagte zu ihm: Kind, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört? Doch sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen gesagt hatte. Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte all die Worte in ihrem Herzen. Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen.

Jesus löst sich von seiner Familie und gründet die „Familie Gottes“

Dieses heutige Evangelium ist die einzige Erzählung aus der Jugend Jesu zwischen seiner frühen Kindheit und seiner Taufe, die uns die Bibel überliefert. Jesus war zwölf Jahre alt und pflegte mit seiner Familie die damals üblichen religiösen Verpflichtungen, wie die jährliche Wallfahrt nach Jerusalem. Dabei kommt es zu einigen unvorhergesehenen Problemen. Sie gipfeln wohl in seiner Antwort auf die Vorwürfe seiner Mutter: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“

Jesus „muss“ bei Gott, seinem Vater sein. Ihm gehört er, für Ihn muss er dasein, seiner Sache muss er sich widmen… Dieses „Müssen“ wird später auch seine Passion prägen. Jesus zeigt seiner Familie sozusagen ihre Grenzen auf; er korrigiert den Anspruch seiner Eltern, ihnen gehorsam zu sein. Für ihn gibt es nichts Wichtigeres, als den einen Gott, seinem Vater im Himmel.

Seine Eltern „verstanden dieses Wort nicht, das er zu ihnen gesagt hatte.“ Dieses Missverständnis zwischen Jesus und seiner Familie, zwischen dem „göttlichen Muss“ und der Einsicht derer, die ihm zugetan sind, zieht sich durch sein ganzes weiteres Leben. Denken wir an seine Worte: „Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und tun.“

Jesus ist letztlich in diese Welt gekommen, um eine neue Familie, die Familie Gottes, zu gründen. Eine Familie, zu der wir als Christen seit unserer Taufe gehören dürfen. So sind wir alle seine Brüder und Schwestern!

So lädt uns das heutige Fest ein, dass wir uns zu dieser Familie zugehörig fühlen dürfen. Mit diesem Bewusstsein wollen in das neue Jahr hineingehen – möge es uns das ganze Jahr über begleiten und uns Zuversicht, Hoffnung und Freude schenken!

Dies ist mein Neujahrswunsch an Sie alle!

P. Ernst Bamminger verfasst für Volksblatt online